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Bei der Ellenbogendysplasie (ED) handelt es sich um eine genetisch vererbte Erkrankung der Vorderhand (Fehlbildung des Ellenbogens). Der genaue Erbgang und die beteiligten Gene sind bislang aber noch nicht bekannt. Die ED kann grundsätzlich bei allen Hunderassen auftreten. Bei groß- und schnellwüchsigen Rassen ist das Krankheitsbild eher zu beobachten. ED entsteht, wenn die Oberarmknochen, die Elle und die Speiche nicht genau genug zueinander passen.
Diese ungenaue Passform (Inkongruenz) führt zu Veränderungen am Ellbogengelenk und den gelenkbildenden Knochenteilen (Oberarm, Elle, Speiche). Es kommt zur Ausbildung von Knochenauswüchsen. Darüber hinaus können weitere Veränderungen auftreten:
- Knorpelablösung des Oberarmknochens / Osteochondrosis dissecans (OCD);
- Ablösung des innenliegenden Kronfortsatzes der Elle / Fragmented Coronoid process (FCP);
- Ablösung des Ellenbogenfortsatzes der Elle / Isolierung des Processus anconaeus (IPA).
Inkongruenz
Auf Grund einer Stufenbildung zwischen Elle und Speiche kommt es zu einer ungleichmäßigen Belastung der Gelenkflächen und damit zu Überlastungszonen, in denen der Knorpel und die unterliegenden Knochen geschädigt werden.
Osteochondrosis dissecans (OCD)
Degenerative Störung der Knorpelbildung und Verknöcherung des Knorpels am innenliegenden Rollhöcker des Oberarmknochens (Condylus medialis humeri). Der Gelenkknorpel wächst aus unterschiedlichen Gründen bis zu einer Stärke heran, bei der der Knorpel nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden kann und die Zellen daher absterben. Durch mechanische Einwirkungen können sich die abgestorbenen Knorpelzellen vom Knochen lösen.
Fragmented coronoid process (FCP) / Fragmentierung des Processus coronoideus medialis ulnae
Durch eine Überlastung des Kronfortsatzes der Elle (Processus coronoideus) werden in dessen Spitze Knorpel und Knochen geschädigt. Es kommt zur Bildung von Knochen-Knorpel-Fragmenten.
Isolierter Processus anconaeus (IPA)
Ellenbogenfortsatz (Processus anconaeus) ist während der Wachstumsphase nicht richtig an der Elle angewachsen. Auf Grund des beweglichen Gelenkfortsatzes kommt es zu einer andauernden Reizung des Gelenks.
Neben der genetischen Veranlagung existieren weitere Faktoren, die eine ED zumindest begünstigen können. Hierzu gehören:
- Fehler bei der Ernährung des Hundes;
- Fehler bei der Haltung des Hundes;
- Erkrankungen des Hundes.
Weiterführende Informationen und Quellen:
Soweit die ED genetisch bedingt ist, können Züchter ihren Anteil bereits bei der Auswahl der Elterntiere leisten. Obwohl viele Zuchtordnungen eine Zuchttauglichkeit auch noch bei einer geringgradigen ED attestieren, sollten möglichst nur ED-freie Hunde für die Zucht Verwendung finden.
Der Blickwinkel sollte nicht nur auf die ED-Werte des jeweiligen Hundes selbst gerichtet werden. Vielmehr sollten auf Grund der Vererblichkeit auch die ED-Werte seiner Ahnen mitberücksichtigt werden.
Werden Hunde in ihrer Wachstumsphase zu energiereich gefüttert (insbesondere bei zu später Umstellung von Welpenfutter), kommt es zu einem schnelleren Längenwachstum der Knochen sowie zu einer schnelleren Gewichtszunahme. Die Knorpel und Bänder sind jedoch noch nicht stark genug, um das höhere Gewicht der jungen Hunde ausreichen zu stützen. Achten Sie daher stets auf eine altersgerechte Ernährung Ihres Hundes.
Des Weiteren kann ein falsches Verhältnis von Kalzium, Phosphor und Vitamin D im Hundefutter kann zu einer verzögerten Reifung der Knorpelzellen führen, so dass es zu einer Verdickung des Knorpels kommt. Achten Sie daher stets auf eine ausgewogene Ernährung Ihres Hundes.
In allen Lebensphasen eines Hundes kommt es bei Überversorgung mit Nährstoffen zu Übergewicht, was zu einer höheren Belastung der Gelenke und entsprechenden Schädigungen führt. Daher sollte immer ein Futter ausgewählt werden, das auf den alters- oder situationsbedingten Nährstoffbedarf des Hundes ausgerichtet ist. Wenn sich die Ansprüche an das Futter ändern, sollte die Zusammensetzung zeitnah angepasst werden. Die für den jeweiligen Hund empfohlene Futtermenge sollte dabei strikt eingehalten werden.
Gerade in der Wachstumsphase sollten die noch nicht voll belastbaren Knochen und der noch nicht voll ausgebildete Bewegungsapparat der Hunde nicht zu stark belastet werden. Eine altersgerechte Bewegung ist wichtig, um die Muskulatur sowie die Bänder und Sehnen zu stärken. Größere körperliche Belastungen wie stundenlange Spaziergänge, hohe Sprünge, intensives Treppensteigen oder wildes Spielen sollten möglichst vermieden werden.
Ein hormonelles Ungleichgewicht kann zu einem zu schnellen Knorpelwachstum führen. Durchblutungsstörungen können zu einer Unterversorgung des Knorpels führen.